Life Sciences im Einsatz

Im Kampf gegen die Pandemie konnte die Branche in München zugleich zukunftsweisende Forschung, einen Spitzenplatz bei Neugründungen und zum Teil sprunghaftes Wachstum verzeichnen.

Hand positioniert ein gefülltes Reagenzröhrchen in Ständer

Globale Dringlichkeit erzeugte Dynamik

Münchner Unternehmen waren vorrangig in den Themenfeldern „Testverfahren“ und „Medikamententwicklung und Therapiekonzepte“ vertreten. So verhalf das Ge­schäft mit Covid-19-Tests Europas größter Laborkette Synlab zu einem Rekord­jahr. Der Umsatz des Münchner Unternehmens erreichte 2021 3,76 Milliarden Euro und einen Zuwachs von 44 Prozent, davon etwa vier Fünftel nur durch Corona.

Auch der Arzneimittelhersteller Dermapharm profitierte 2021 von der großen, pandemiebedingten Nachfrage nach Präpara­ten zur Immunstärkung und erlebte das erfolgreichste Jahr seiner Firmengeschichte.

Anfang 2022 bezog der Impfstoffhersteller Moderna seinen neuen Deutschland-Hauptsitz im Münchner Werksviertel. Das Unternehmen aus Cambridge (MA) ist weltweit neben Biontech als zweiter mRNA-Pionier anerkannt.
 

„Moderna ist ein Booster für unseren Wirtschaftsstandort, speziell für den Bereich der Biotechnologie, eine der weltweit wichtigsten Zukunftsbranchen.“

Katrin Habenschaden, ehem. Zweite Bürgermeisterin der Stadt München
Bürgermeisterin Katrin Habenschaden

Foto: LHM

Die Hoffnung ist, dass Moderna seine Expertise zukünftig auch im Bereich der personalisierten Krebsimpfstoffe und Therapeutika weiter ausbauen kann.

Biotech-Cluster international etabliert

Es ist kein Zufall, dass München heute ein Magnet für die Branche ist. Das renommierte Biotech-Cluster und die Netzwerkorganisation Bio M blickten unlängst auf 25 Jahre erfolgreiche Arbeit zurück.

Seit den Anfängen ist die Zahl der Mitarbeiter in der Biotechnologie von damals 2500 auf heute gut 19 000 hochgeschnellt. 220 Biotech-Unternehmen zählt BioM in der Region München. Zwölf hochwirksame Medikamente wurden entwickelt, fünf Milliarden Euro an Kapital investiert, zusätzliche zwei Milliarden in die Infrastruktur.

Porträt Prof. Ralf Huss

„Bayern hat sich in den letzten 25 Jahren zu einem herausragenden Ökosystem für die Biotechnologie entwickelt. Dieser Erfolg basiert auf der Umsetzung kreativer und interdisziplinärer Ideen in Innovationen. BioM wird auch in Zukunft alle Akteure unseres einzigartigen Netzwerkes aus Wissenschaft, Forschung und Unternehmertum dabei unterstützen, die Translation und damit die Medizin der Zukunft voranzutreiben.“

Ralf Huss, Geschäftsführer BioM

Grundlage für den Erfolg ist der ideale Mix von Wissenschaft und Unternehmertum, das zu Innovation führt. Und Münchens Spitzenunis und Forschungsinstitute, die auch für hochqualifizierte Fachkräfte sorgen, sind eng mit BioM verbunden.

Bei der Jubiläumsfeier teilten sie sich ein Podium: Prof. Matthias Tschöp, wissenschaftlicher Geschäftsführer von Helmholtz Munich, Prof. Karl-Peter Hopfner, Direktor am Genzentrum München, Prof. Petra Schwille, Direktorin des Max Planck-Institut für Biochemie und Prof. Ulrike Protzer, Leiterin des Lehrstuhls für Virologie der Technischen Universität München sprachen zu den Themen Gründungsdynamik, finanzielle Ausstattung der Wissenschaft und über den fortschreitenden Neubau der Max-Planck-Institute in Martinsried.

Münchner Branchenvertreter*innen auf dem Podium bei "25 Jahre BioM 2022"

Forschung und Start-ups am IZB Martinsried

Als ein Hotspot der Biotechnologie hat sich das Innovations- und Gründerzentrum IZB herausgebildet. Es liegt am Campus in Martinsried/Großhadern an Münchens südwestlicher Stadtgrenze.

Gebäude des IZB Großhadern Martinsried abends

 Auf 26.000 Quadratmetern arbeiten im IZB derzeit 50 junge Biotechunternehmen mit über 700 Mitarbeitern.

Ein wesentliches Kriterium für den Erfolg ist die räumliche Nähe zur Spitzenforschung auf dem Campus mit den Max-Planck-Instituten für Biochemie und Neurobiologie, dem Biomedizinischen Zentrum der LMU sowie einer Reihe weiterer Institutionen.

Bekannte Namen sind hier groß geworden: Morphosys (jetzt börsennotiertes Unternehmen im SDax), Medigene, oder Micromet (heute Amgen) – haben hier die erfolgreiche Start-up-Historie begründet.

Dass sich Standort und Branche derzeit in einer Boomphase befinden, lässt sich auch daran ablesen, dass sich junge und etablierte Unternehmen hier gleichermaßen zusätzliche Flächen wünschen.

„Nachfragen nach weiteren 8.000 Quadratmetern von bereits ansässigen Firmen, die wachsen wollen. Aber es stehen auch 60 Start-up-Teams vor der Tür, die gerne einziehen würden.“

Hanns Zobel, Geschäftsführer des IZB
Porträt Hanns Zobel, IZB Geschäftsführer

Aktuelle IZB-Einblicke

Sieben Firmen am IZB sind derzeit mit Entwicklungen rund um Corona beschäftigt. Die Firma Eisbach Bio entwickelt ein antivirales Medikament und die Firma Immunic hat ein Covid Medikament in der klinischen Anwendung getestet.

Doch das IZB nutzt die große Aufmerksamkeit, die Biotechnologie seit Corona gewonnen hat, vor allem, um Investoren und die Öffentlichkeit für die vielfältigen und hochspezialisierten Vorhaben seiner Startups zu begeistern. So haben Life Science – Investoren im ersten Halbjahr 2022 insgesamt 170 Mio Euro an Anschlussfinanzierung für IZB-Unternehmen bereitgestellt – für ein ungeheures Spektrum an Vorhaben, von Wirkstoffen gegen Parkinson, über Impfstoff-Konjugate bis hin zu neuartigen mRNA-Therapien.  

Stand: Dezember 2022

* Quelle: Bavarian BioTech Inside – BioM Firmenumfrage zur Covid-19-Pandemie, Mai 2021

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